Ein Praktikum bei der Stadt Borkum
Toller Einblick in die Verwaltung
ab/ Ein scharfer, eisiger Ostwind fegt über den Strand, während die letzten Sonnenstrahlen des Tages den Himmel über Borkum verlassen.
Im Januar zeigt sich die Insel von ihrer rauen, ursprünglichen Seite - fernab vom Trubel der Sommermonate. Für Theresa Meyer und Ida Nerrlich ist diese Jahreszeit jedoch etwas ganz Besonderes: Sie absolvieren für zwei bzw. drei Monate ein Praktikum in der Stadtverwaltung Borkum.
„Ich hatte vorher noch nie eine Insel als Arbeitsplatz - das hat mich sofort gereizt“, erzählt Theresa. Die beiden jungen Frauen kommen aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands: Theresa aus Osnabrück, Ida aus der Nähe von Stuttgart. Vor dem Abschluss ihres dualen Studiums sammeln sie nun in der Verwaltung wertvolle Praxiserfahrungen.
Ein Praktikumsplatz - unkompliziert gefunden
Doch wie kommt man auf die Idee, ein Praktikum auf Borkum zu machen? „Ehrlich gesagt war es ein Zufall“, lacht Ida. „Ich habe nach spannenden Verwaltungspraktika gesucht und bin auf Borkum gestoßen. Die Insel ist in Unikreisen
bekannt - es gibt sogar digitale schwarze Bretter, auf denen sie empfohlen wird. Der Kontrast zwischen einer Insel und einer Großstadt hat mich sofort angesprochen, egal zu welcher Jahreszeit.” Theresa ergänzt: „Ich wollte unbedingt
eine andere Perspektive auf Verwaltung bekommen - in einer kleinen Kommune mit anderen Strukturen, Und dann noch auf einer Insel? Perfekt!“
Die beiden hatten für ihr Pflichtpraktikum mehrere Bewerbungen verschickt, doch die Stadt Borkum war die erste, die sich meldete - ein unkomplizierter Bewerbungsprozess, der überzeugte.
Ida wohnt während ihres Praktikums in den Mitarbeiterwohnungen der Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG) „Am Quabben“, während Theresa eine Ferienwohnung bezogen hat, Letzteres wäre in der Hauptsaison kaum möglich - oder unbezahlbar. Beide fühlen sich wohl in ihrem Zuhause auf Zeit, auch wenn sie anfangs niemanden auf der Insel kannten.
Seit 20 Jahren ein bewährtes Konzept
Frank Pahl, Allgemeiner Vertreter der Stadt Borkum, sieht das Praktikumsprogramm als wertvolle Bereicherung: „Frische Ideen und neue Perspektiven tun uns gut. Seit über 20 Jahren bieten wir mit Erfolg Praktikumsplätze an -
manchmal ist es sogar einfacher, Praktikanten zu finden als Auszubildende. Außerdem macht es Spaß, motivierte junge Leute ins Team zu integrieren.“
Auch Frank Sepmann, Sachgebietsleiter für Personal und Digitalisterung, schätzt den Austausch: „Die Praktikantinnen bringen wertvolle Impulse mit, gerade im Bereich moderner Verwaltung. Dank ihrer Erfahrungen aus größeren
Kommunen arbeiten sie oft eigenständig und bringen neue Ideen mit.”
Besonders auffällig: Viele Bewerbungen kommen aus Süddeutschland oder dem Münsterland.
„Schön, dass unser Einzugsgebiet so groß ist”, sagt Pahl schmunzelnd. Die Kapazitäten sind allerdings begrenzt - mehr als zwei Praktikumsplätze sind schwierig. Dennoch versucht die Verwaltung, je nach Interesse, auch im Ordnungs- oder Bauamt, der Finanzabteilung oder in anderen Bereichen Möglichkeiten zu schaffen. Und viele ehemalige Praktikanten kehren später als Gäste auf die Insel zurück - ein gutes Zeichen, findet Pahl.
Verwaltungsarbeit? Von wegen langweilig!
Verwaltungsarbeit klingt für viele trocken - doch Theresa und Ida erleben das Gegenteil.
„Wir sind in viele verschiedene Themen voll eingebunden und arbeiten Unterlagen eigenständig aus”, erzählt Theresa. Sie arbeiten im Ordnungs- und Sozialamt sowie im Personalamt. Ob Personalangelegenheiten, Digitalisierung oder organisatorische Abläufe - jeder Tag bringt neue Aufgaben.
„Wir haben sogar bei den Vorbereitungen zur Bundestagswahl mitgeholfen. Ich hätte nicht gedacht, dass in einer kleinen Inselkommune so viel los ist! Besonders die kurzen Wege erleichtern die Zusammenarbeit enorm”, berichtet
Ida.
Frank Pahl ergänzt: „Viele sind überrascht, wie vielfältig unsere Aufgaben sind. Neben den rund 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern halten wir eine Infrastruktur für das 5- bis 6-fache im Sommer vor, bestehend aus Urlaubsgästen,
Zweitwohnungsbesitzern und Saisonarbeitskräften.“
Mit Vorkenntnissen ins Praktikum
Beide Praktikantinnen studieren dual, arbeiten also neben ihrem Studium bzw. teilen Arbeit und Studienzeit auf.
Nun befinden sich beide in der Praktikumsphase als Teil der Studienzeit, Theresa Meyer arbeitet bereits bei der Stadt Osnabrück. Die 23-Jährige befindet sich im Vorbereitungsdienst für die Beamtenlaufbahn und ist auf Widerruf verbeamtet. Die 21-jährige Ida studiert „Public Management” in Ludwigsburg und befindet sich ebenfalls im Anwärterverhältnis für den gehobenen Verwaltungsdienst. Die Studiengänge ähneln sich, unterscheiden sich jedoch in Abschluss und Praktikumsstruktur.
Leben auf der Insel - zwischen Arbeit und Entspannung
Wie ist es, im Winter auf Borkum zu leben? „Natürlich ist es nicht so wie im Sommer mit vollen Stränden und Touristenmassen, aber das macht den Reiz aus”, sagen Theresa und Ida. Für sie ist das Praktikum nicht nur eine berufliche, sondern auch eine persönliche Erfahrung - das erste Mal weg von zu Hause, auf sich allein gestellt.
„Man muss sich bewusst darauf einlassen, dass hier vieles anders Aktuelles ist als auf dem Festland. Aber genau das macht es so besonders“, meint Ida.
Und was nehmen die beiden von ihrer Zeit auf Borkum mit?
„Definitiv eine Menge an Erfahrungen - fachlich und persönlich“, sagt Theresa, „Und die Erkenntnis, dass Verwaltung selbst auf einer kleinen Insel alles andere als langweilig ist.”
Ida ergänzt: „Ich kann es jedem empfehlen, der Lust auf eine besondere Erfahrung hat. Und wer weiß - vielleicht war das nicht mein letzter Besuch auf Borkum.”
Dieser Bericht wurde uns netterweise von Borkum Aktuell zur Verfügung gestellt und basiert auf einem Interview mit allen Beteiligten.