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Antisemitismus auf Borkum 

Der Gedenkstein

Schon vor 1890 wurden auch im sich als Kurort entwickelnden Borkum antisemitisch eingestellte Gäste aktiv. Als Juden erkannte Besucher wurden angepöbelt und zum Verlassen der Insel aufgefordert. Warum? Man wollte die Sommerfrische nicht mit ungeliebten Juden gemeinsam verbringen und skandierte: Juden raus!

1897 entstand das sogenannte "Borkum-Lied". Es wurde das Hetzlied der immer größer werdenden Schar antisemitischer Gäste. Täglich wurde es unter Begleitung der Borkumer Kurkapelle auf der Promenade zu den Klängen des "Hipp-Hipp-Hurra-Marsches" gesungen. Anschließend suchte man die Quartiere jüdischer Gäste auf und forderte sie auf, die Insel zu verlassen. Gäste, die dies kritisierten, wurden ebenfalls beschimpft.

Eine besondere Schärfe brachte ab 1920 Ludwig Münchmeyer in dieses menschenverachtende Treiben. Als Pastor der evangelisch-lutherischen Christuskirche missbrauchte er sein Amt bis 1926 für die ideologische Hetze gegen Juden. Seit Juni 2014 erinnert eine Gedenkplatte am lutherischen Gemeindehaus "Arche" Gemeinde und Gäste daran, solches nie wieder zuzulassen.

Erst mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges endete die öffentliche Erniedrigung von Juden, da während des Krieges keine Gäste mehr nach Borkum kamen.

Heute können wir dieses jahrzehntelange Treiben nur noch zutiefst bedauern, der Opfer in Demut gedenken und aufmerksam bleiben für die Wahrung der Würde aller, die auf Borkum leben und zu Gast sind.

In den Schulen, Kirchengemeinden und Vereinen, in der politischen und gesellschaftlichen Kultur Borkums versuchen wir heute das Miteinander und Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Religion in gegenseitiger Wertschätzung zu leben.


Literaturhinweis:

Frank Bajohr, "Unser Hotel ist judenfrei." Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2003.